Im Detail
Ötisheim wird aus der Sicht des Landesamtes für Denkmalpflege in Baden-Württemberg, als eines der „wertvollsten historische Ortskerne“ gezählt. Das Landesamt für Denkmalpflege untersuchte bei einer Grundlagenrecherche rund 3500 Dörfer in Baden-Württemberg, worunter letztendlich 89 Dörfer übrig blieben, da sie eine „besonders historische Qualität“ aufweisen konnten. Mit seinen Kulturdenkmalen im Ortskern, zählt Ötisheim zu den wertvollsten historischen Ortskernen, der insgesamt 89 ausgewählten Dörfer in Baden-Württemberg. Ötisheim, einst ein befestigtes Haufendorf, stellt mit seinen repräsentative Sonderbauten eine überregionale Bedeutung dar.
Pfleghof
Erbaut vor 1692, diente der Pfleghof dem Kloster Maulbronn als klösterliches Finanzamt der Dörfer Ötisheim, Lomersheim, Dürrmenz, Mühlhausen, Kieselbronn, Enzberg und Mühlacker. Die Bauern und Handwerker, die in den Dörfern lebten, mussten Abgaben errichten. Entweder in Naturalien, wie Getreide, Obst oder Eier oder man zahlte mit Geld. Dafür wurde ein Pfleger vom Kloster Maulbronn eingesetzt und dieser bekam die dafür benötigten Unterlagen (Urkunden, Lagerbüchern, Zinsregistern). Neben dem Pfleghof war der Pfleger auch zuständig für die Zehntscheuer, die Kelter, das Pfarrhaus und der Kirchturm mit dem Chor
Es wird angenommen, dass auf dem Platz, auf dem heute der Pfleghof steht, zuerst ein Herrenhaus stand, welches dann zu einer Grangie umfunktioniert wurde.
Als die Franzosen nach der gewonnenen Schlacht bei Ötisheim in das Dorf einfielen und niederbrannten, überlebten nur wenige Gebäude, darunter war auch der Pfleghof. 1727 wurde das Gebäude vollständig neu errichtet, weil sich eine Reparatur nicht mehr lohnte. Das Baumaterial wurde durch Fronarbeit von Ötisheim, als auch von anderen Dörfern, welche dem Kloster Maulbronn unterstanden, herbeigeschafft.
Um 1810 verkaufte man den Pfleghof. 1870 wurde der Pfleghof zu einer Brauerei und Gaststätte, die Pfleghofbrauerei Linck und bestand, mit Unterbrechungen, bis 1951. 1973 verkaufte man das Anwesen an die Gemeinde Ötisheim.
1975 wurde das Gebäude renoviert. Heute befindet sich die Kämmerei der Gemeindeverwaltung Ötisheim im Pfleghof.
Historische Kelter
1701 wurde die Kelter vom königlichen Kameralamt errichtet und im Jahr 1826 von der Gemeinde erworben. Die Kelter diente bis Ende des 20. Jahrhunderts als Obst- und Weinkelter. 2001 beschloss man die Kelter zu sanieren. 2010 wurde das millionenschwere Projekt abgeschlossen und dient heute unter anderem als Veranstaltungsort.
Evangelisches Gemeindehaus
Das Evangelische Gemeindehaus, auch altes Rathaus genannt, ist ein denkmalgeschütztes Gebäude und war ursprünglich das Rathaus. Das Evangelische Gemeindehaus befindet sich an der Schönenberger Straße 5, direkt an der Michaelskirche.
Das ca. 1600 errichtete Gebäude überstand neben der Kirche, dem Pfleghof sowie einigen wenigen Häusern die Zerstörung nach der Schlacht bei Ötisheim durch französischen Truppen im Jahr 1692. Nachdem der Friedhof an der Kirche an das obere Tor (Kriegerdenkmal) verlegt wurde, erbaute man dort ein neues Rathaus. Später kam die Schule hinein. Nach dem Bau der neuen Schule stand das Gemeindehaus leer, bis der Teppichfabrikant Mack das Haus kaufte, dort eine Fabrik einrichtete. Es diente später als Wohnhaus. 1950 kaufte die evangelische Kirchengemeinde das Gebäude und renovierte es. Heute befindet sich dort das Gemeindehaus in dem sich verschiedene Gruppen und Kreise der Kirchengemeinde regelmäßig treffen.