Entstehen der dörflichen Siedlung
Schon in grauer Urzeit diente die Ötisheimer Landschaft den Zwecken menschlicher Ansiedlung. Die Vorteile, die das wasserreiche und klimatisch begünstigte Erlenbachtal für eine menschliche Ansiedlung boten, wurden schon vor Jahrtausenden erkannt und es darf wohl angenommen werden, dass die Ötisheimer Markung die verschiedensten Epochen der Siedlungsgeschichte unseres Raumes gesehen hat. Als ältestes Zeugnis menschlichen Aufenthaltes in Ötisheim sind in unserer Zeit Steinwerkzeuge (Beil und Hammer) aus der jüngeren Steinzeit überliefert. Größere und schon teilweise organisierte Siedlungen dürften schon in der älteren Eisenzeit vorhanden gewesen sein. Hierauf deuten aufgefundene Grabhügel hin, die dieser Zeit zugerechnet werden.
Grabhügel bei Corres untersucht
Am 23.07.1906 wurde ein solcher Grabhügel bei Corres untersucht. Die Untersuchung förderte jedoch nur die Unterschenkelknochen und zwei Zähne des Bestatteten zu Tage. An Beigaben enthielt er verschiedene Bronzereste, Schmuckbeigaben darstellend, und insbesondere zerscherbte Tongefäße, darunter eine polierte Urne.
Als zur Zeit des Augustus die Römer in unsere Gegend kamen, nahmen sie auch diesen alten Siedlungsboden in Besitz, wovon verschiedene Bodenfunde und die Römerstraße von Ötisheim nach Pforzheim über Kieselbronn, genannt die Hohe Straße, Zeugnis ablegen. Die römischen Legionäre dürften jedoch in Ötisheim bereits eine keltische Siedlung vorgefunden haben, die nach dem Zerfall des römischen Imperiums im Zuge der nachfolgenden alemannischen Landnahme den Alemannen überlassen werden musste.
Ötisheim ein alemannisches Urdorf
Der württembergische Geschichtsschreiber Karl Weller spricht Ötisheim jedoch als ein alemannisches Urdorf an. Vom hohen Alter der Siedlung zeugt schon die große Markungsfläche. Alle alemannischen Urdörfer hatten aber einem Sippennamen, der bei Ötisheim verloren gegangen sein könnte oder auch einem Personennamen Platz gemacht hat.
Ein im Dorf und in den Nachbarorten überragend erscheinender Mann namens Autines könnte den früheren Sippennamen verdrängt haben. „-heim“-Orte mit einem Sippen- oder Personennamen zählen allgemein zu den ältesten Orten. Hat ein solcher, wie Ötisheim, eine große Markung und liegt er zudem noch zwischen lauter großen Markungen von „-ingen“-Orten (Lienzingen, Thailfingen, Dürrmenz, dessen einstige Sippenbezeichnung durch den älteren keltischen Namen verdrängt wurde), ist der Ort sicher ein Urdorf. Als solches ragt Ötisheim demnach mindestens in die Zeit zwischen 261 und 496 nach Christus zurück.
Reihengräber bei dem zu Ötisheim gehörenden Weiler Erlenbach gehen auf die Jahre 500 bis 700 nach Christus zurück und sind Zeugen der ersten großen Ausbauzeit unseres Landes, die unter der Oberherrschaft der Franken ab dem 6. Jahrhundert erfolgte. Erlenbach, das sich bereits als Flurname findet, ist also auch als Siedlung mindestens um das Jahr 700 n. Chr. zu datieren.
Die Franken, die schon frühzeitig die Christianisierung unserer Gegend durchführten, teilten das Land in Gaue ein, wo Ötisheim dem Enzgau zugeteilt wurde. Der Ort gehörte vermutlich zunächst zum Reichsgut und war danach Bestandteil der nahezu 20 Dörfer umfassenden edelfreien Herrschaft Enzberg, die wohl ursprünglich salisches, später calvisches Lehen war.